Eines Tages begegnete ich einer Socke. Sie war orange und gelb gekringelt, und obwohl ich schon viele Socken in meinem Leben gesehen hatte, war dies vielleicht die wunderschönste, der ich jemals begegnet war.
Allein trostlos hing sie über einem Treppengeländer. Von einer zweiten Kringelsocke gab es keine Spur.
„Hallo.“, grüßte ich die Socke. „Wo ist denn dein Zwilling?“
„Ich bin Einzelkind.“, sagte die Socke freundlich.
„Einzelkind? Aber ihr kommt doch immer in Paaren!“, entgegnete ich und begab mich auf die Suche nach der zweiten Socke.
„Ich bin allein!“, rief die Socke mir zu, während ich hinter Mülltonnen und in Büschen herumstöberte, hoffend, ihre Schwester ausfindig machen zu können. Ich lief ein paar Schritte in jede Richtung, blickte in einen Briefkasten und in einen Gullydeckel, kniff die Augen zusammen und suchte die gesamte Straße ab. Doch ich fand nichts.
„Ich bin allein.“, rief die Socke erneut, doch ich war bereits dabei, unter jedes einzelne parkende Auto zu schauen, ob der Wind die Schwestersocke nicht vielleicht hierhin geweht hatte. Doch ich fand nichts.
Erschöpft und niedergeschlagen kehrte ich zur Socke zurück. „Ich habe deine Schwester nicht finden können“, sagte ich traurig. „Es gibt hier weit und breit keine weitere Socke.“
„Ich bin keine Socke!“, rief die Kringelsocke.
„Hä?“, antwortete ich verwirrt.
„Ich bin ein Rüsselwärmer!“, erklärte die Kringelsocke, die keine Kringelsocke war. „Und Rüsselwärmer haben keine Geschwister.“
„Rüsselwärmer?“, wiederholte ich. „Was soll denn ein Rüsselwärmer sein?“
„Ach, hier bist du!“, sagte da eine tiefe Stimme direkt hinter mir. „Ich habe dich bereits überall gesucht!“
Ich drehte mich um, und vor mir stand ein prachtvoller Elefant. Er zwinkerte mir zu, hob den Rüssel und befreite seinen Rüsselwärmer vom Geländer.
„Schönen Abend noch.“, trötete er und stapfte davon.
Verwirrt blieb ich zurück, sah ihm nach, wie er um die nächste Straßenecke verschwand.
Es begann zu schneien.
„Er wird den Rüsselwärmer brauchen können“, dachte ich und ging nach Hause.