Parkbank

Peter saß auf seiner Lieblingsbank und trank warme Cola aus einer überdimensional großen Flasche. Neben ihm lag eine offene Tüte Sonnenblumenkerne, und hin und wieder griffen seine schmalen Finger hinein, griffen sich ein paar Kerne und warfen sie seinen vergnügt lächelnden Mund.

Zu seinen Füßen warteten Parktauben gurrend auf unverzehrte Reste seiner Sonnenblumenmahlzeit und ließen sich durch meine Ankunft nicht stören. Sehnsüchtig blickten sie immer wieder hinauf zu Peter, hofften sehnsüchtig auf herunterfallende Reste seiner sonnenblumigen Mahlzeit. Doch Peter aß die Kerne ganz, mitsamt ihrer Hülle, und schüttete nur zuweilen einen Schluck der abgestandenen Cola hinterher, die er so liebte.

Ich setzte mich neben ihn und betrachtete die Tauben. Wir kannten uns seit Jahren, und nicht immer bedurfte es gesprochener Worte zwischen uns. Manchmal sagte Stille einfach mehr.

Doch nicht heute.
Das Schweigen war mir unlieb; Fragen lagen auf meinen Lippen und warteten darauf, aus meinem Mundgefängnis auszubrechen.

Peter nahm einen weiteren Schluck Cola, drehte den Kopf und sah mich an.
„Was ist denn los?“, fragte er, und ich begriff mal wieder, warum ich ihn mochte, warum ich es mir gefiel, ihn als Freund bezeichnen zu können.

Weitere Stille legte sich zwischen uns, ließ eine sanfte Windböe durch die Sonnenblumenkerntüte rascheln. Hungrig starrte ich in die Tüte, doch besann mich und setzte zögerlich an, die richtigen Wörter zu finden.
„Glaubst du …?“, begann ich, doch es fiel mir schwer weiterzusprechen. „Denkst du …?“, begann ich erneut. „Meinst du, dass …?“

Peters Augen blitzten vor Freude.

„Glaubst du, dass es Menschen gibt, die mehr sind als Menschen?“, platzte es aus mir heraus. „Menschen, die außergewöhnliche Kräfte haben? Menschen, die keine Menschen sind, sondern irgendwelche Mischwesen? Menschen, die fliegen können? Menschen, die…“

Peter lachte. Er riss den Mund auf und lachte.
Matschige Reste zerkauter Sonnenblumenkerne klebten zwischen seinen Zähnen und schienen ebenfalls zu lachen.

„Also nicht.“, sagte ich leise, während Peter weiterlachte.
Seufzend klaubte ich ein paar Kerne aus der Tüte und flog davon.

Ein Gedanke zu „Parkbank“

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