[Dies ist nicht mehr als der Versuch, eine totgeglaubte Rubrik zu reanimieren, beziehungsweise wild und relativ zusammenhangslos vor mich hin zu schreiben.]
Wenn irgendwo ein Fernseher läuft, habe ich Schwierigkeiten wegzusehen. Gesprächsverläufe leiden, bloß weil hinter meinem Gegenüber ein Bildschirm flackert. Vor dem Fernseher einzuschlafen, vermag ich nicht – und das nicht nur, weil ich keinen Fernseher besitze.
Seit kurzer Zeit besitze ich aber eine für mein Telefon geeignet Lautsprecheruhr. Radioweckeresk wird mir die Zeit angezeigt (was mir Halbblinden erst bei Minimalentfernung von Nutzen ist), und wenn ich den im Telefon integrierten Musikabspieler mit den Lautsprechern kombiniere, ertönen erquickliche Klänge in ebensolcher Qualität.
Hörbücher böten sich an, vor dem Einschlafen vernommen zu werden, bis der Geist selig von dannen schlummert. Doch Hörbücher sind Fernseher für die Ohren. Stundenlang läge ich wach und lauschte dem Vorgelesenen. Oder ich verlöre die Geduld und schaltete das Gerät manuell ab. An ein sanftes Wegnicken wäre nicht zu denken.
Mit Musik klappt es. Manchmal. Wenn meine Stimmung der des Lautguts entspricht. Wenn sie leise genug ist, um nicht zu stören. Wenn ich den Text nicht gut genug kenne, um mich ständig davon abhalten zu müssen, um Geiste mitzusingen. Wenn die Müdigkeit mich bereits zu zwei Dritteln verspeiste und mir meine Umgebung relativ egal wurde.
Dann klappt es. Dann kann ich den Geist treiben lassen und zu angenehmer Abendausklangsmelodie in den wohlverdienten Schlaf gleiten. Dann kann ich mich in den letzten Wachminuten noch entspannt und erfreut dem Ohrenschmaus hingeben und jeden Gedanken durch Lieblingstöne ersetzen lassen. Dann klappt es.
Und so ist es nicht verwunderlich, dass ich manchmal nach dem Aufwecken – für das abermals die Telefon-Uhr-Lautsprecher-Gerätekombination zuständig ist – Restklänge in mir herumtrage, einen Ohrwurm in mir entdecke, der mich unter die Dusche begleitet und somit den neuen Tag einläutet.
Gestern lauschte ich dem Neuwerk der isländischen Band Sólstafir. „Svartir Sandar“ heißt das Album, und begeistert mich nicht weniger als dessen Vorgänger „Köld“. Doch nicht einmal das erste Lied „Ljós o Stormi“ hatte ich vollständig anhört. „Tut mir Leid.“, hatte ich gemurmelt und mich der Übermacht des Schlafes hingegeben.
Dennoch blieb mir Sólstafir im Kopf und begrüßte mich beim Erwachen. Allerdings haben meine Isländischkenntnisse einen Hang zur Nichtexistenz, und so ist es nicht verwunderlich, dass sich mein Kopf über Nacht klammheimlich ein englischsprachiges Lied vom Vorgängeralbum wählte, um es mir am Morgen als Ohrwurm zu präsentieren.
„Love is the devil / and I’m in love“ sang ich also innerlich, und fragte mich, ob auch nur eine der beiden Zeilen wahr sei.
REPLY:
Mich drängt es, auch mal wieder etwas bei „Menschen“ oder „Bahnbegegnungen“ zu kritzeln. Mal schauen…
Wundertolle Rubrik, danke für’s Wiederbeleben =D