Begegnungen 47: Frosch

Auf der Wiese saß ein Frosch. Er sah verlockend hübsch aus, und in Windeseile hatte ich den Weg verlassen und mich ihm genähert. Er quakte leise, und ich konnte nicht anders, als sein Quaken wundervoll und niedlich zu finden.
„Hach.“, sagte ich verzückt und setzte mich neben den bezaubernd aussehenden Frosch. Dieser hüpfte ein wenig von mir weg und quakte dann erneut.
„Hihi.“, gluckste ich vor Freude, und bevor ich darüber nachdenken konnte, grifff ich das kleine grüne Tierchen und küsste es.
„Quak.“, sagte der Frosch traurig, und es hätte auch ein Seufzen sein können.
Plötzlich geschah es: Ein Zischen und Wuschen erfüllte die Luft. Die Welt verzerrte sich für einen Augenblick, meine Sinne wurden schwer, und mein Kopf schien explodieren zu wollen. Als ich wieder zu mirkam, war der Frosch verschwunden. Doch neben mir stand ein wunderschöner Prinz.
„Oh nein.“, seufzte der wunderschöne Prinz. „Nicht schon wieder.“
„Wieso?“, wollte ich wissen. „Was ist denn los?“
„Ach.“, seufzte der wunderschöne Prinz. „Ständig küsst mich jemand, und dann verwandle ich mich in einen Prinzen. Ich will aber lieber ein Frosch sein.“
„Ui.“, sagte ich und überlegte. „Kann man dich nicht irgendwie zurückverwandeln?“
Der wunderschöne Prinz schüttelte traurig mit dem Kopf.
„Es geht schon. Ich muss nur jemanden finden, der mich NICHT küsst.“
„Und?“
„Ich bin so wunderschön. JEDER will mich küssen.“
Er hatte recht. Selbst ich, der eigentlich lieber Frösche als Prinzen küsste, konnte mich kaum zurückhalten.
„Wie wär’s hiermit?“, fragte ich und reichte ihm zweieinhalb Knoblauchzehen. „Einfach zerkauen und abwarten.“
Der wunderschöne Prinz schaute mich skeptisch an.
„Und falls das nicht hilft.“, ergänzte ich. „Sag einfach, dass du ein Freund von mir bist. Das schreckt jeden ab.“
„Danke.“, meinte der wunderschöne Prinz unsicher.
„Nichts zu danken.“, antwortete ich und gab ihm einen Abschiedskuss.