Als sich auf meinem Weg durch den Park die Schleife meines linken Schuhs löste und ich mich, um dies zu korrigieren, bückte, entdeckte ich im Gebüsch einen farbigen Haufen Matsch, der entfernt an eine Torte erinnerte. Ich schob ein paar Zweige beseite und sagte vorsichtig „Hallo?“
„Hallo.“, nuschelte die Torte, und nun, da ich sie reden hörte, wusste ich, dass es sich um eine handelte.
„Du bist eine Torte, oder?“, fragte ich trotzdem. Ich woltle mir schließlich ganz sicher sein.
„Jup.“, murmelte die Torte. „Eine Geburtstagstorte, um genau zu sein.“
„Ui.“, antwortete ich, und tatsächlich konnte ich ein paar Kerzen erkennen, die jedoch fast vollständig in dem versunken waren, was einst der Teig gewesen sein musste.
„Ich bin kein schöner Anblick mehr.“, sagte die Torte leise. „Dessen bin ich mir bewusst.“
Ich wusste nichts zu sagen, wollte ich doch nicht lügen.
„Aber man hat mich vergessen und hier zurückgelassen.“, seufzte die Torte. „Und seitdem liege ich hier und bin Wind, Wetter und allen möglichen Tierchen ausgesetzt.“
„Ui.“, sagte ich erneut. „Wer hat dich denn vergessen?“
„Ach.“, seufzte die Torte. „Das war eine Party hier im Park. Lauter junge Leute. Und lauter Kuchen und Torten und Kekse und Muffins. Der winzige Campingtisch war vollgestopft mit Leckereien. Irgendein Tollpatsch stieß mich runter; ich landete im Gebüsch, und niemand vermisste mich.“ Die Torte seufzte noch einmal, und ich widerstand der Versuchung, sie tröstend zu streicheln.
„Und seit diesem Tag liege ich hier.“
„Wie lange ist das denn her?“, fragte ich die Torte.
Die Torte dachte lange nach und rechnete.
„Exakt ein Jahr, glaube ich.“, sagte sie nach einer Weile. „Exakt ein Jahr.“
„Dann hast du ja heute Geburtstag!“, rief ich erfreut. „Und eine Geburtstagstorte gibt es auch schon!“
„Stimmt!“, jubelte die Torte glücklich und begann, sich selbst aufzuessen.
Ein Gedanke zu „Begegnungen 28: Torte“
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überwältigend! 🙂