Unter einem Baum sah ich einen Schmetterling.
„Ein Schmetterling!“, rief ich vergnügt, denn zu so früher Stunde hatte ich bisher noch keinen Schmetterling gesehen.
Der Schmetterling flatterte kurz mit klitzekleinen weißen Flügelchen und ließ sich dann elegant auf einem taubedeckten Grashalm nieder.
„Guten Morgen, lieber Schmetterling.“, grüßte ich ihn fröhlich, und der Schmetterling antwortete. Seine Stimme war leise, sanft, wie ein Windhauch, und beinahe hätte ich sie überhört.
„Ich bin kein Schmetterling.“, flüsterte der Schmetterling so lautlos, wie es wahrscheinlich nur Schmetterlinge, so flüsternd, dass selbst das Wippen des Grashalms mehr Geräusch zu machen schien.
„Du bist kein Schmetterling?“, fragte ich, und der klitzekleine Schmetterling schüttelte sein winziges Köpfchen.
„‚Schmettern‘ ist so ein hartes, unfreundliches Wort.“, wisperte der Schmetterling, der keiner war.“‚Schmettern‘ klingt so gewaltvoll, so … unpassend.“
Ich blickte ihn verständnisvoll an.
„Ich mag Schmusen lieber als Schmettern.“, erklärte das Flügelwesen mit zerbrechlicher Stimme.
Ich lächelte, als ich verstand
„Dann bist du ein Schmusling?“ fragte ich.
Der Schmusling nickte und flatterte federleicht davon.
Ein Gedanke zu „Begegnungen 12: Schmetterling“
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Schmusling, das ist so ein schönes Wort. So weich und kuschlig, man mag den Schmusling direkt in den Arm nehmen.