„Ich atme!“
„Ja, und das machst du wirklich gut!“, sagte die Lehrerin und war sichtlich geschafft.
„Ich atme!“, wiederholte ich und spürte, wie Luft in meinen Körper eindrang und ihn wieder verließ.
Die Lehrerin lächelte nur.
„Das … das ist wirklich toll!“, freute ich mich und atmete so gut, so intensiv ich konnte.
Die Lehrerin schaute mir eine Weile zu, erfreute sich an meinen regelmäßiger werdenden Atemzügen, wusste, dass eine wichtige Hürde genommen war.
„Mach weiter so, und bald wirst du vergessen haben, dass Steine eigentlich nicht atmen können.“, sagte sie aufmunternd.
„Wieso ,Steine‘?“, wollte ich fragen, doch konzentrierte mich nicht genug. Meine Stmung geriet durcheinander, die Silben polterten unkontrolliert aus mir heraus. Ichhechelte, bekam keine Luft mehr. Irgendetwas stimmte nicht!
„Bleib ruhig.“, beschwor mich die Lehrerin, war aufgesprungen, streichelte mich sanft. „Bleib ruhig und atme.“
Doch es war zu spät. Die Luft weigerte sich, in meinen Leib einzudringen, mein Bewusstsein schwand und die Welt wurde grau.
Die Lehrerin seufzte, küsste den Felsbrocken und ließ ihn dort zurück, wo er bereits unzählige Jahre reglos verharrt hatte.
Monat: Februar 2010
Glück
„Ich bringe Glück“, sagte der Elefant.
„Wirklich?“, fragte ich erstaunt. Schließlich hatte ich bisher nur von Glücksklee gehört. Und davon, dass Marienkäfer Glück brächten. Aber Elefanten?
„Ja, wirklich!“, bestätigte der Elefant und trompetete kurz, aber imposant gen Himmel.
„Und wie funktioniert das?“, wollte ich wissen. „Muss ich dich anlecken oder drei Mal um dich herumlaufen?“
„Nein, du musst mich nur immer in der Nähe haben.“, erklärte der Elefant und für einen Moment glaubte ich, ein Schmunzeln hinter seinen Stoßzähnen wahrzunehmen.
„In meiner Nähe?“, fragte ich verdutzt.
„Ja, in deinem Portemonaie am besten. Dort aufbewahrt bringe ich nicht nur eine Menge Glück, sondern auch haufenweise Geld.“
Ich schaute zu dem Elefanten hoch, zögerte kurz und rief dann verzweifelt:
„Aber du passt überhaupt nicht in mein Portemonaie!“
„Pech gehabt!“, kicherte der Elefant und stapfte davon.
Du stinkst
„Du stinkst!“
„Nein! DU stinkst!“
„Nein, du!“
„Du!“
„Du stinkst mindestens hundert Mal mehr als ich!“
„Und du tausend Mal so viel wie ich!“
„Das geht ja gar nicht!“
„Do-hoch! Weil du nämlich hyperstinkst!“
„Na und! Du stinkst megahypermillionenkrasstotal!“
„Du bist älter als ich. Also stinkst du schon vielviel länger!“
„Deine Mutter stank schon!“
„Und deine erst!“
„Ey! Nichts gegen meine Mutter!“
„Du kennst sie gar nicht.“
„Na und? Aber sie stinkt nicht.“
„Du hingegen schon! Und zwar übelst!“
„Du stinkst so viel, dass du schon wieder gut riechst!!“
„…! Echt?“
„Öh. Eigentlich schon.“
„Hihi.“
Genervt verließ ich das Labor und zog meinen Kittel aus. Vielleicht gab es einen Grund, warum niemals jemand gewagt hatte, Stinkmorcheln das Sprechen beizubringen.
Der Rabe
Lange noch saß er da und dachte nach.
Die Welt verlor sich weit unter ihm, irgendwo in den Tiefen der Häuserschluchten, und schien für eine Weile an Bedeutung eingebüßt zu haben. Der Wind verfing sich in seinem schwarzen Gefieder, doch besaß offensichtlich keinerlei Interesse daran, ihn von dem stählernen Geländer zu vertreiben, auf dem er sich niedergelassen hatte.
„Raben bringen Unglück.“, hatte die Mutter ihrer Tochter erzählt, während er, nur anderthalb Meter entfernt, gerade die Reste eines Brötchens mit seinem Schnabel bearbeitete. Als sie sich näherten, war er weggehüpft. Nur ein wenig, damit er ihnen nicht im Weg stand.
‚Quatsch.‘ hatte er gedacht. ‚Raben bringen kein Unglück.‘
Doch dann war das Mädchen auf dem Brötchenrest ausgerutscht, hingefallen, hatte geschrien und sich irgendetwas gebrochen. Raben hören gut und, wenn Knochen knacken, auch gern.
Er war weggeflogen, hierher, hatte sich auf das Geländer gesetzt und begonnen nachzudenken.
‚Vielleicht bringen Raben ja wirklich Unglück.‘,dachte er und hätte am liebsten die Stirn gerunzelt.
Unterdessen begaben sich Mutter und Tochter zum Krankenhaus. Der Chirurg war freundlich und lächelte oft. Die Tochter bekam einen Gipsverband und die Mutter seine Telefonnummer. Zwei Jahre würden noch vergehen, bis die Mutter es wagen würde, sich neu zu binden, doch bis dahin – und natürlich auch danach – erlebte die Tochter Tage, Wochen, Monate voller Glück und Zufriedenheit. Später, als ihre Haare bereits ergraut und ihre Zähne längst nicht mehr die eigenen waren, erinnerte sie sich manchmal an den Brötchenrest und daran, dass im Augenblick des Sturzes ihr gesamtes Dasein in glücklichere Bahnen gelenkt worden war.
Der Rabe jedoch saß auf dem Geländer und dachte nach.
‚Vielleicht bringen Raben ja wirklich Unglück.‘, dachte er, sah der Tochter und der Mutter nach, wie sie in Richtung Krankenhaus verschwanden, und seufzte.
Umgezogen
„Ich bin umgezogen. Die alte Wohnung war mir zu teuer. Konnte ich mir nicht mehr leisten. Sicherlich, die neue ist etwas klein, fast schon winzig, aber dafür billig. Kostenlos eigentlich. Und irgendwer bringt mir immer was zu essen. Ist schon okay. Natürlich ist es meistens ziemlich kalt, doch wenn man die Tür aufmacht, geht es eigentlich. Oder man geht kurz hinter das Haus, dort ist es immer schön warm. Du hast recht: Die Wohnung ist auch recht dunkel, doch auch hier bitet das Öffnen der Eingangstür eine Lösung. Außerdem kann man dadurch nachts besser schlafen. Dabei hilft auch das monotone Brummen, das man ständig vernimmt, an das man sich aber nach einer Weile gewöhnt. Bin also ziemlich zufrieden mit der neuen Wohnung. Wie gesagt, ein wenig wärmer könnte es sein, aber trotzdem…“
„Verschwinde aus meinem Kühlschrank!“
Der Atmer
„Du kannst wirklich gut atmen.“, sagte ich zu ihm, und er grinste stolz. Ich bewunderte ihn, ihn, der es sogar jetzt, in diesem Augenblick, da er die Mundwinkel auf seinem gesamten Antlitz ausgebreitet hatte und seine wahrlich gut gepflegten Zähne präsentierte, während er mich also mit blitzendem Kauwerk und nicht minder, allerdings vor Stolz und nicht vor Reinheit, blitzenden Augen angrinste, schaffte, besser zu atmen, kunstvoller zu atmen, ästhetischer zu atmen, als irgendjemand, dem ich jemals in meinem gesamten Leben zuvor begegnet war.
„Dafür hast du bestimmt lange geübt.“, sagte ich zu ihm, doch er schüttelte den Kopf.
„Ja und nein.“, erklärte er, und zwischen den Silben, die sein Gesicht verließen, perlten die kostbaren Atemzüge hervor, deren Eleganz und Schönheit ich so bewunderte. „Es ist mir in die Wiege gelegt worden.“
Ich hörte ihm zu, doch eigentlich nicht ihm, nur seinen Lungen, nur seinen Lippen, die bei jedem Ein- und Ausstoßen von Luft ein wenig vibrierten, nur der winzigen Veränderung seiner Stimmlage, wenn sich die Meisterhaftigkeit seines Atmens zwischen das Erzählte drängte. Er berichtete von seinem Vater, der wohl keineswegs ein guter Atmer gewesen war, von seiner Mutter, die bereits im Kindbett verstarb, weil ihr das Pressen und Keuchen nicht bekommen war, von Küstenwinden, die stets guter Inspirationsquell gewesen waren, von langen Stunden unter Wasser, in denen er seine Technik zur Perfektion getrieben hatte, von langen Stunden in der Stille seiner Kammer, in denen er nichts weiter vernahm als das beglückende Geräusch perfekten Atmens.
Ein Künstler war er, das wusste ich, doch einer von jenen, die sich ihrer Fähigkeit bewusst waren, einer von denen, die sie nutzten, ausnutzten, um Leitern nach oben zu besteigen, Normales hinter sich zu lassen und sich der Unsterblichkeit zu widmen. Einer von jenen, die man im ersten Augenblick mit atemloser Bewunderung zu überhäufen sucht, deren Übermenschlichkeit jedoch im zweiten Moment zusammenfällt wie ein Kartenhaus, das einer lauen Brise ausgesetzt ward. Er erzählte, und mit jedem Wort ließ er das Bild, das seine Atemzüge in mir gezeichnet, hingehaucht hatten, weiter bröckeln, enttäuscht in sich zusammenfallen, begleitet von zierlichen Luftwirbeln, die nur noch begleitendes Beiwerk für ihn zu sein schienen.
„Und doch.“, unterbrach ich ihn, und für einen Sekundenbruchteil genoß ich die klare Pracht seines überraschten Einatmens, „Und doch ist alle Schönheit vergänglich, nichts wert, wenn sie überbordet, wenn sie jeden befüllt, jedem zugänglich ist. Nur was rar ist, kann dauerhaft Wert bewahren.“
So sprach ich und ging, ein wenig zögerlich, wollte ich doch noch ein wenig in der Nähe dieses kunstvollen Atmens verweilen, doch letztlich mit dem Wissen, einen Stein in Rollen gebracht zu haben.
Wenige Tage später fand man ihn in seinem Appartement in der Südstadt. Er sei erstickt, meinte der Gerichtsmediziner. Seit Tagen hätte er versucht, weniger und weniger zu atmen, sich seinen kostbaren Hauch aufzubewahren, ihn zur Seltenheit werden zu lassen, erklärten die Nachbarn.
Ich würde ihn nicht vergessen, den kunstvollsten Atmer der Welt, schwor ich mir und zündete mir eine Zigarette an.
Der Tiger
Der Tiger hatte keinen Namen. Er wohnte seit drei Wochen in meinem Treppenhaus und tat eigentlich nichts weiter als mich anzuschauen. Manchmal noch nicht einmal das.
Als ich ihm das erste Mal begegnet war, befand er sich an der Eingangstür. An jener Eingangstür, die ich als „meine“ bezeichnete, die darauf wartete, dass ich meinen Haustürschlüssel in sie steckte, ihn drehte, sie beiseite schon und das Gebäude betrat. An jener Einganstür, hinter der sich eine Ansammlung verbeulter Briefkästen und zahlreicher Stufen befand. 103, um genau zu sein.
Ich betrachtete den Tiger, der vor der Eingangstür stand, als begehrte er Einlass, und sah mich um. Niemand war zu sehen. Kein schnauzbärtiger Dompteur, dem die Raubkatze entkommen sein konnte, keine mit Betäubunggewehren ausgestattete Jagdeinheit des Zoos, die hektisch jeden möglichen Skandal vermeiden wollend das entlaufene Tier wieder in seinen Käfig zu bringen versuchten. Niemand.
Der Tiger betrachtete mich, und ich lächelte dümmlich. Ich bin harmlos, wollte ich damit ausdrücken, bis mir klar wurde, dass ich mich gerade als Opfer präsentiert hatte. Doch der Tiger bewegte sich nicht, schien nicht willens zu sein, mich anzugreifen, die Krallen auszufahren und mir an den Hals zu fallen. Er drehte nur leicht den Kopf und blickte auf meine Hand. Besser: Auf die Schlüssel in meiner Hand.
Ich klapperte mit dem Schlüsselbund. Ich erwartete nicht, das stolze Tier damit erschrecken oder gar vertreiben zu können und war ein wenig überrascht, dass er tatsächlich ein wenig beiseite trat. Nicht weit genug, um keine Gefahr mehr darzustellen, doch immerhin weit genug, um mir Platz zu machen. Um mir Zugang zur Haustür zu gewähren.
„Nun gut.“, sagte ich und klaubte alle Entschlossenheit aus meinem Herzen, die ich finden könnte. Probeweise klapperte ich noch einmal mit dem Schlüsselbund, doch der Tiger reagierte nicht.
„Nun gut.“, sagte ich noch einmal und schloss die Tür auf.
Raschen Schrittes lief ich an den Briefkästen vorbei, hastete die 63 Stufen zu meiner Wohnung hinauf, schloss auch dort auf, warf mich hinter die Tür und knallte sie zu. Uff, dachte ich. Entkommen.
Von da an sah ich den Tiger täglich. Wenn ich arbeiten ging. Oder einkaufen. Wenn ich Freunde besuchte. Wenn ich den Müll wegbrachte. Er war immer da.
Nur selten sah ich ihn sich bewegen, doch seine Blicke folgten mir. Er beobachtete mich.
„Du musst doch Hunger haben.“, meinte ich ein paar Tage später und stellte ihm einen Teller hin, auf dem sich zwei saftige RIndersteaks befanden. Der Tiger rührte sich nicht, schien mich gar zu ignorieren, doch als ich ein paar Stunden später nachschaute, war der Teller leer. Gut so, dachte ich und beschloss, in nächster Zeit mehr Fleisch zu kaufen.
Der Tiger hatte keinen Namen. Er wohnte in meinem Treppenhaus, und ich begegnete ihm täglich. Und auch wenn er sich kaum rührte, so glaubte ich doch, dass wir uns allmählich näher kamen.
„Du hast gar keinen Namen.“, sagte ich also zu ihn, exakt drei Wochen, nachdem ich zum ersten Mal begegnet war. Er sah mich an, und man hätte ihn für ausgestopft halten könnten, wäre da nicht dieses wilde Funkeln in seinen Augen gewesen, dieses Feuer, das mir manchmal furchtsame Schauer über den Rücken jagte.
„Ich nenne dich einfach Peter.“, sagte ich zu dem Tiger und wartete auf eine Reaktion.
„Peter.“, wiederholte ich und grinste dümmlich.
Nach einer Weile erhob sich der Tiger, langsam, majestätisch, doch mit faszinierender Eleganz.
„Peter ist kein Name für einen Tiger.“, brummte er und huschte die Treppen hinab.
Ich sah ihn nie wieder.
Das Versprechen
„Darf ich einen Elefanten haben?“
„Einen Elefanten?“
„Ja, einen wundervollen, dicken Elefanten!“
„Aber…“
„Du hast gesagt, ich darf mir ein Haustier aussuchen!“
„Ja, ich weiß, aber…“
„Das hast du gesagt!“
„Ja, aber…“
„Du hast es versprochen!“
„Aber Elefanten sind doch viel zu groß, um Haustiere zu sein!“
„Sind sie nicht!“
„Doch, doch.“
„Und wenn ich einen ganz kleinen Elefanten nehme?“
„Die gibt es nicht.“
„Einen klitzekleinen Baby-Elefanten?“
„Auch Baby-Elefanten werden mal groß.“
„Echt?“
„Ja.“
„Aber du hast gesagt, ich darf ein Haustier haben!“
„Ja, einen Hund. Oder ein Kaninchen. Oder eine Katze.“
„Keinen Elefanten?“
„Keinen Elefanten.“
„Weil der so groß ist?“
„Ja, weil der so groß ist.“
„Wie groß denn?“
„Naja, riesig eben.“
„Wie riesig?“
„Viel zu groß für dich.“
„Wie groß?“
„So groß wie … wie … wie … wie ein Haus!“
„Wie ein Haus?“
„Mindestens!“
„Also ist es ja doch ein Haustier!“
„…“
„Und du hast gesagt, ich darf ein Haustier haben!“
„…“
Der Erfinder
„Ich bin Erfinder!“
„Das ist ja unglaublich!
„Naja…“
„Was erfinden Sie denn so?“
„Behauptungen.“
„Was?“
„Behauptungen. Ich erfinde Behauptungen. Meistens völlig sinnlose Behauptungen. Welche, die offensichtlich falsch sind.“
„Zum Beispiel?“
„Zum Beispiel stelle ich mich hin und behaupte, ich sei Erfinder.“
„Is nicht wahr!“
„Doch!“
„Und was erfinden Sie so als Erfinder?“
„Äh… Behauptungen.
„Wie jetzt?“
„Behauptungen. Ich erfinde Behauptungen. Meistens völlig sinnlose Behauptungen. Welche, die offensichtlich falsch sind.“
„Aber so etwas habe ich doch schon vor vierhunderzweiunddreißigeinhalb Jahren erfunden!“
„Ach so?“
„Ja.“
„Okay.“
Der Hase und der Igel
Der Hase, der einst einen Igel zum Wettlauf aufgefordert und aufgrund eines Tricks verloren hatte, war geflüchtet. Nicht, weil andere Waldbewohner ihn verspotteten oder der Igel ihn hämisch angrinste, sobald er ihn sah. Nein, Herr Igel selbst hatte gleich nach dem Wettlauf alle Zuschauer und Wettkämpfer zu sich eingeladen, wo Frau Igel, die Herrn Igel überraschend ähnlich, leckersten Tee und feinste Gebäck kredenzte.
Nein, der Hase war geflohen, weil er noch immer davon überzeugt war, der Schnellste zu sein. Und weil er es beweisen wollte. In diesem Wald würde niemand mehr mit ihm um die Wette laufen wollen. In diesem Wald lebten nur schleichend langsame Kreaturen, seiner beeindruckenden Lauffähigkeiten nicht würdig. Nein, dieser Wald war nicht länger sein Heim.
So floh der Hase, rasch, aber nicht hastig, und dennoch mit einer Geschwindigkeit, die ihn davon überzeugte: Ich bin der Schnellste. Der Allerschnellste!
Und so rannte der Hase über Wiesen und Felder, schlug Haken und labte sich an dem Wissen, dass niemand mit ihm mithalten konnte.
Eines Tages begegnete er einem Igel. Für einen Igel sah er allerdings recht komisch aus, und auch sein Akzent verunsicherte den Hasen ein wenig.
Ach was, wischte er alle Zweifel weg. Ein Igel ist ein Igel ist ein Igel, dachte er und forderte den Igel zum Wettlauf auf.
„Ich fordere dich zum Wettlauf auf.“, rief der Hase dem Igel zu und freute sich, dass er so rasch Gelegenheit bekam, die vergangene Schmach auszulöschen. „Bis zu der alten Eiche dort drüben und zurück.“
„Okay.“, sagte der Igel.
Der Hase triumphierte innerlich. Dieser Igel sah nicht nur komisch, sondern auch langsam und dumm aus. Mit keinem Trick der Welt wäre dieser hässliche Igel imstande, ihn, den schnellsten Läufer aller Zeiten, zu besiegen.
„Auf die Plätze. Fertig. Los!“, rief der Hase und rannte wie der Blitz davon.
Der Igel jedoch spreizte die Schwingen, erhob sich mit majestätischer Eleganz in die Lüfte und holte den vorlauten Hasen in Windeseile ein.
„Eagle, nicht Igel.“, erklärte er mit vollem Schnabel, während er das pelzige Abendbrot in seinen Horst trug.