Wenn ich mich vor meinem Wohnhaus auf das Rad schwinge, neige ich dazu, zunächst auf dem Fußweg zu bleiben und dann bei der nächsten Bordsteinsenkung auf das Kopfsteinpflaster der an meinem Hauseinagng vorbeiführenden Straße zu wechseln. Heute jedoch musste ich umplanen, denn meine Abfahrt war versperrt. Ein Golffahrer versuchte, sein Fahrzeug dort zu wenden, wo ich normalerweise die Spur wechselte und versperrte mit die Weiterfahrt. Doch bevor ich auch nur einen Gedanken in Richtung Unwillen verschwenden konnte, wedelte der Fahrer beruhigend mit der Hand, signalisierte mir, er sei in wenigen Augenblick weg. Ich konnte nicht anders als lächeln, ließ ihn gewähren und schlängelte mich, sobald er genug Platz bot, an ihm vorbei, allerdings auf dem Fußweg bleibend. Schließlich war er ja noch immer in der Abfahrt.
Weiter ging es also auf dem Fußweg, und dementsprechend nutzte ich auch die kleine, für Fußgänger gedachte, Verkehrsinsel, um die nächste Querstarße zu überqueren. Nun ja, von wegen. Denn wieder war der Weg versperrt; diesmal durch zwei Fußgänger, die diskutierend ihre Umwelt ignorierten und mir verwehrten, bemerkt zu werden. Ich fuhr kurzentschlossenen einen Bogen um sie herum und dann auf die nächste Bordsteinabsenkung zu, um wieder auf dem Fußweg zu landen. Keine Chance, denn ein Mercedes meinte plötzlich, dass heute ein allgemeiner Wendetag sei, fing hinter meinem Rücken an, einen Halbkreis zu fahren und kam kurz darauf vor meiner Nase wieder raus. Der Weg zur Bordsteinabsenkung war plötzlich weit; ich fuhr die Bordsteinkante hoch.
Und prompt stand das nächste Hindernis im Weg: Ein BMW-Fahrer lud gerade seine Frau ein. Die Beifahrertür stand sperrangelweit offen, meine eigentlich geplante Route nicht benutzbar. Also erneut Ausweichen, doch allmählich begann mir die Sache Spaß zu machen. Was war das nur für ein komischer Tag heute?
Im Eingangsbereich der Mensa stehen zwei Lesegeräte, mit denen der Kontostand der eigenen Mensakarte abfragbar ist, und gerade als ich eines der beiden Geräte nutzen wollte, drängelte sich eine junge Dame mit Rastahaaren vor, bemerkte jedoch ihre Drängelei, entschuldigte sich, wollte mir die Erstnutztung gewähren, was ich aber mit einem galanten „Ladies first“ ablehnte.
Das Lesegerät zeigte einen Fehler an, und auch das andere weigerte sich, einen Betrag zu nennen. Bei mir jedoch war alles in Ordnung. Ich meinte, das passiere zuweilen sei jedoch kein Problem, dass nicht an der Information oder vielleicht sogar an der Mensakasse behebbar wäre.
Wenige Minuten später trafen wir uns wieder. An der Mensakasse. Und da fiel es mir plötzlich wieder ein: Ich kannte sie. Aus meiner Heimatstadt. Prompt stellte ich eine entsprechende Frage. Und tatsächlich: 1999 waren wir auf gemeinsam auf der Geburtstagsparty im Garten meines damaligen besten Freundes gewesen. Lange her. Smalltalk begann, doch bevor ich mich unwohl fühlen konne, musste ich bereits bezahlen, suchte mir irgendwo einen Tisch und aß. Ich sah noch, wie sie sich zu ihren Freunden irgendwo am anderen Ende der Mensa an den Tisch setzte, als mir ein junger Mann in schwarzem Shirt auffiel. Bzw ein schwarzes Shirt mit jungem Mann.
Das kann doch nicht wahr sein!, dachte ich. Denn der Name der Metallmusikcombo auf dem Shirt gehörte nicht unbedingt zu den bekanntesten, und dass ich das exakt gleiche Shirt besaß, konnte durchaus als Zufall betrachtet werden. Dass ich aber ausgerechnet heute dieses Shirt auch noch trug, war mehr als wundersam.
Was für ein komischer Tag!