Diskriminierende Zahnpasta

Auf der Zahnpastatube steht geschrieben, sie sei für sensible Zähne geeignet.

Nun stelle ich mir meine Zähne vor. Ich kenne ihre genaue Anzahl nicht, doch wird sie wohl in Richtung Dreißig tendieren. Dreißig sensible kleine Kerle.

Von wegen. Üblicherweise befinden sich in einer Gruppe aus dreißig Leuten immer ein paar unsensible Wesen. Das kann doch bei Zähnen nicht anders sein!

Und wie reagiert die Zahncreme für sensible Zähne dann? Wirkt sie nicht länger? Werden sensible Zähne dann gesund, während die weniger sensiblen, die ruppigen und unfreundlichen von Karies, Parodontose und Zahnstein befallen werden? Werden diese dadurch nicht erst recht Ansporn finden, möglichst unsensibel, unempfindlich, wenig feinfühlig am Leben teilzunehmen? Ist diese diskriminierende Zahnpasta nicht vielleicht sogar Auslöser eines Teufelkreises, einer sich stetig abwärts windenden Spirale?

Vielleicht sollte ich die Zahncrememarke wechseln.

Ein Fazit

Sicherlich, ich füllte den Großteil der zwei in dem heimischem Metallmusikklub verbrachten Stunden damit, aus den überall herumliegenden Flyern Figuren zu reißen und brachte es immerhin auf eine Meerjungfrau, einen Fisch, eine Krake, einen Mond mit Pudelmütze, einen Stern, ein Schwein mit großem Rüssel und einen grimmigen Drachen;

sicherlich, die beiden Gläser eiswürfelgekühlten Mineralwassers erwiesen sich als keineswegs unterhaltsame Abendbegleitung [und daran änderte auch der leicht verstörte Blick der Barfrau nichts, als ich die offensichtlich unübliche Bestellung aufgab];

sicherlich, nur ein geringer Bruchteil des präsentierten Liedguts gehörte zu dem von mir favorisierten und sorgte für eifrige Kopfschüttelbewegungen;

sicherlich, der Nacken weist heute, am Tag danach, mit gehöriger Intensität darauf hin, dass auch das Schütteln des Haupthaars eines häufigeren Trainings bedarf;

sicherlich, meine Klamotten würden heute, trotz mittels hinweisender Wandbehänge kundgegebenen Rauchverbots innerhalb des Musikabspiel- und Tanzgebäudes irgendwo unangenehm kaltrauchig vor sich hin stinken, gäbe es nicht die Waschmaschine, die sich ihrer annahm und nun fröhlich-fleißig säubernd vor sich hin wirbelt;

sicherlich, Menschimitatoren, die ihre Hirnlücken mit alkoholhaltigen Getränken zu befüllen und sich durch zwar dezibel- aber nicht unbedingt inhaltsstarke Kommunikation zu verständigen versuchen, stellen nicht unbedingt die Idealgesellschaft bei nächtlichen Straßenbahnfahrten dar;

sicherlich, es gab bereits unzählige Abende in meinem Dasein, die auf der Gutfindskala höhere Punktwerte erzielt hätten…

… und dennoch: Ich genoss die ausgiebige Portion ohrenbetäubenden metallischen Krachs, genoss es, mich minutenlang im Lärmsumpf zu verlieren, genoss es, erneut zu erfahren, dass es diese Klänge sind, die mich bewegen, die mir behagen.

[Im Hintergrund: Candlemass – „King Of The Grey Islands“]