Stundenlang saß er auf einem Steinklotz und sah zu, wie Kern aus den Steinquadern üppige Frauengestalten oder Ornamente für öffentliche Gebäude hervorholte und wie ein Fakir barfuß durch die scharfen Splitter ging. Und ab und zu geschah etwas Beunruhigendes mit ihm, er hielt plötzlich inne, kniff die Augen halb zu, hob die Hände in die Luft und schüttelte sich, als müßte er sich unter größten Anstrengungen gegen etwas wehren. Für kurze Zeit verwandelte sich der sanftmütige Kauz plötzlich in ein ungebärdiges Ungeheuer, um im nächsten Augenblick wieder völlig entspannt dreinzuschauen, als sei nichts geschehen. Quinten sah, daß er dann nicht mehr wußte, wie merkwürdig er sich gerade eben noch verhalten hatte.
Harry Mulisch „Die Entdeckung des Himmels“