FFFfF: Krank II

Tag der Deutschen Einheit. Ich gebe zu, ihn nicht zelebriert zu haben. Ich stand nirgendwo mit meiner inexistenten Deutschlandfahne und wedelte glücklich vor mich hin. Selbst der heutige Comic thematisiert anderes.

Ist das schlimm? Vernachlässige ich die Bedeutung der Einheit, wenn ich diesem Tag keine große Beachtung schenke? Ich bezweifle es. In meinem Schädel ist die Einheit längst vollzogen. Ich kann mich der DDR-Repressalien kaum entsinnen, doch bin froh, heute tun und lassen zu dürfen, was ich mag, Möglichkeiten zu nutzen, die mir ohne die Einheit vermutlich nicht zur Verfügung gestanden hätten.

Dennoch hopse ich nicht vergnügt durch die Gegend und umarme jeden mit mir vereinten Deutschen. Warum? Weil ich mich lieber nach innen freue. Allerdings freue ich mich eigentlich gar nicht. Mir ist es fast egal.
Vielleicht weil ich mir der Tragweite dieses Tages nicht bewußt bin, weil sämtliches Lesen und Lernen mir nicht bewußt machen kann, wie mein Leben ausgesehen hätte, wären Ost- und Westdeutschland nicht zusammengekommen.
Vielleicht, weil es schwerfällt, etwas derart Bedeutsames in symbolischer Form in einen Tag zu stopfen und sich einen Ast darüber abzugrinsen.
Vielleicht weil ich einer Generation[?] angehöre, die „Ossi“ und „Wessi“ nur im Scherz sagt und regionale Zugehörigkeiten von Charaktereigenschaften trennen kann.
Vielleicht, weil ein historisches Ereignis sich immer „irgendwo“ und nicht „jetzt“ und „hier“ abspielt und dessen Bedeutung erst nachträglich aus den Büchern und Nachrichten erfahren wird.

Ich finde trotz allem gut, daß dieser Tag existiert. Denn er gibt Stoff zum Nachdenken. Und sei es nur über die Frage, warum ich ihn nicht mit Zelebrationen begehe.

Und so.


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[Im Hintergrund:VAST – „April“ — Genial!]