Liegt es eigentlich an mir oder an den Programmierern, daß ich bei Popword ständig „cum“ und „tit[s]“ entdecke…?
Tag: 18. Januar 2006
Ich räume auf.
Ich räume auf.
Allein diesen Satz zu schreiben, kostet Mühe. Nicht nur weil im Augenblick der Niederschrift sein Inhalt sich zur Lüge wandelt, da ich mal wieder unterbrach, um mich zu erfreuen, abzulenken, mit anderem zu beschäftigen; sondern auch, weil das Wort „aufräumen“ meinen Aktiv-Wortschatz zumeist umgeht.
Ich mag es nicht, aufzuräumen, bevorzuge die Schichten-Methode, nach der alles Anfallende übereinander gestapelt und zuweilen von Müll befreit wird. Suche ich etwas, kann ich anhand der so entstehenden Zeitlinie chronologisch leicht einordnen, an welcher Stelle der Stapel ich zu wühlen habe.
Das System funktioniert natürlich nicht, kann nicht funktionieren. Sobald ich einen Zettel aus der Stapelmitte hervorgekramt habe, und wieder zuoberst einordne, gerät das Gefüge durcheinander, rückt ein Stück dem Chaos entgegen, das es wohl längst heimlich propagierte.
Irgendwann kommt ein Tag, an dem ich mich in meiner sorglosen Haut nicht länger wohl fühle, an dem ich Ordnung schaffe, äußere Ordnung, die sich auch auf das innere Wirrwarr auswirken soll. Wenn nur mein Zimmer, mein Schreibtisch, mein Boden, von Überflüssigem befreit, mit Struktur und Plan versehen wurde, wenn jedes Zettelchen, jeder Gegenstand, seinen Platz fand, dann habe ich den ersten Schritt gewagt, auch in mir Ordnung zu schaffen, eine Art Neuweg zu begehen.
Selbstverständlich belüge ich mich. Die Ordnung, die zu erzielen ich wünsche, existiert nicht, ist unerreichbar. Ich besitze zu viel, das sich des Aufhebens lohnt, aber in keine Schublade, in keinen Ordner gehört, das nicht verstaut, versteckt werden darf, das ich wiederfinden muß, weil doch nicht dieses oder jenes zu tun gedachte, weil ich mich an dieses oder jenes erinnern wollte.
Selbst wenn es mir theoretisch gelänge, vielleicht in einem unendlich großen Zimmer, die erwünsche Struktur allem aufzuwirken, so scheiterte ich stets an meiner mit jeder Minuten steigenden Unlust, an meiner alsbald einsetzenden Trägheit, an meinem rasch sinkenden Willen, mich der Belastung auszusetzen, all das [Und jenes „das“ umfaßt gewaltige Dimensionen!] aufzuräumen, umzusortieren.
Selbst wenn ich auch diese Hürde überwinden könnte, so bliebe mir doch meine Neugierde, gepaart mit der mir eigenen Zerstreutheit. Überall finden sich an zu beräumenden Plätzen Papierfetzen, auf denen in kaum lesbarer Handschrift Notizen und Gedanken, Ideen für Geschichten, Gedichtansätze oder gar fertige Werke zu entdecken sind, Zeichnungen, einstmals für irgendwen, irgendwas, angefertigt, doch längst vergessen oder nie fertiggestellt. Und ich liebe es, mich darin zu verlieren. Es ist, als versänke ich in mir selbst, als erinnerte ich mich plötzlich wieder vergangener Schönheiten. Nur zu gern halte ich inne, um zu betrachten, um zu entziffern, um mich zu vertiefen und alles andere für unbedeutend zu erklären.
‚Das ist nicht schlecht.‘, denke ich zu oft und lege das Fundstück auf einen neuen, stetig wachsenden Stapel.
[Im Hintergrund: Stillste Stund – „Blendwerk Antikuns“]
FFFfF: Instinkt
Am heutigen Comic waren insgesamt elf Stifte und ein Radiergummi beteiligt:
– ein Bleistift 3B
– ein Fineliner 0.4 mm
– ein Fineliner 0.5 mm
– ein Fineliner 1.0 mm
– ein Filzstift 1-2 mm
– sechs Filzstifte 3-4 mm
Für Kleinstlinien hätte ich noch Fineliner der Stärken 0.1 bzw 0.05 mm zur Verfügung. Auf diese konnte ich allerdings heute verzichten. Die Zahl „6“ kam natürlich zustande, weil keiner der dicken Filzstifte tatsächlich ordentlich malt. Nach ein paar Strichen geben sie kraftlos auf und müssen durch andere, nicht minder schwache abgelöst werden. Es wird wohl Zeit für einen Neukauf.
Und so.
[Bild klicken für eine geringfügige Vergrößerung.]
[Im Hintergrund: Tristania – „Beyond The Veil“]
Überflüssig
Aus dem Haus gehen, den Schneematsch-Gehwegbelag zum Ausgleiten nutzen, das Gleichgewicht verlieren, den Körperschwerpunkt verlagern, irgendwie Halt finden, stehenbleiben, innehalten – und die Begleitung sagen hören: „Vorsicht. Es ist glatt.“
Einen unbenutzten Umschlag dafür verschwenden, fehlende Bafög-Unterlagen in ihn zu füllen, extra Umwege auf sich zu nehmen, um zum Bafög-Amt-Briefkasten zu gelangen, dem Umschlang mit dem eigenen Namen versehen und einwerfen, hoffend, alsbald nachzahlungsreich zu werden, nach Hause fahren, den Briefkasten leeren, einen Brief vom Studentenwerk öffnen, beinhaltend die Beteuerung zur Dringlichkeit der Nachreichung fehlender Unterlagen, kurzes ‚Hab-Ich-Doch-Gerade-Gemacht‘-Aufatmen bis zur Feststellung, doch noch etwas vergessen zu haben, schimpfend die Wohnung betreten.
Sich von einer eckigen Fahrstuhlstimme auf jedem Stockwerk sagen lassen müssen, wo man sich befinde und daß die Türen sich gerade öffnen oder schließen, sich innerlich die Treppenbenutzung herbeisehend.
Zwanzigfach pro Tag Entschlüsse zu fassen, das eigene Leben, das Studdium und den ganzen Rest endlich umzukrempeln, voranzutreiben, in die Hand zu nehme, der Lethargie abzuschören und alles besser zu machen – und dann drei Stunden hintereinander ineffektiv-ntuzlos vor dem Rechner zu verbringen mit dem ewigen Ich-muß-jetzt-Gefühl im Hinterkopf, das nichts außer schlechtem Gewissen und daraus resultierendem Unwohlsein beschwert und somit jede Motivationsspur von monotonem Kopfgrau auffrißt.
Weise Worte 12
Das einzig Unvergängliche ist die Vergänglichkeit.