Obgleich das V. Internationale Kunstfestival mich nicht wirklich zu überzeugen vermochte und mal wieder mit der Feststellung zurückließ, mich nicht fähig zu fühlen, eine klare Trennung zwischen Kunst und Nicht-Kunst vornehmen zu können, glaubte ich doch nicht, die drei Euro vergebens ausgegeben zu haben. Schuld trug nicht nur die Begegnung mit Freunden meiner Begleiterin, sondern insbesondere ein Film über die vielfältigen Möglichkeiten urbaner Kunst, der zeigte, mich welch simplen oder weniger simplen Mitteln es gelingt, eine Stadt zu beleben, Kultur zu schaffen, wo vorher Ödland und Leerstand vorherrschten.
Im Gepäck das wohlige Gefühl, den Tag mit erstaunlichem Vorankommen meiner Lernbemühungen zusätzlich befüllt zu haben, in den Fingern das Kribbeln erwartunsgfreudiger Kreativität verspürend, bedurfte es nur noch eines Gesprächs mit einem guten Freund, um mein Lächeln zu perfektionieren.
Durch das Halbdunkel der Nacht raste ich, den lauen Wind auf meinem Leib genießend, traf schon zehn Minuten vor dem vereinbarten Zeitpunkt dort ein, wo zu treffen wir uns gedacht hatten, plazierte mich auf den Stufen einer Bankfiliale und beobachtete diejenigen, die in stiller Sucht nach Vergnügen und Begleitung schhwatzend und lachend durch die abendlich geleerten Gassen Magdeburgs zogen.
G traf ein, und im „Kuca“, im Kulturcafé, fanden wir nicht nur einen mir bisher unbekannten, aber sehr angenehmen, gemütlichen Ort zum Verweilen, Trinken und – das war mir am heutigen Abend besonders wichtig – Speisen, sondern auch eine Lokation, die mit kulturellen Annehmlichkeiten in nicht allzu ferner Zukunft zu locken wußte.
Wir speisten gut und reichlich und wußten einander mit Gedanken und Geschichten zu unterhalten. Die Rechnung begleichend stellte ich fest, noch nicht willens zu sein, die Heimfahrt anzutreten und beschloß, die unlängst wieder errichtete Sternbrücke eines gemeinsamen Ausflugs zu würdigen.
Nur wenige Minuten später, nach einer kurzen Fahrt durch das feucht-diesige Dunkel, erreichten wir die Brücke und die Gewißheit, daß sich Fotos, nicht zuetzt aufgrund des diffusen, von zahllosen Nieselregentröpfchen gebrochenen Lichts, an dieser Stelle lohnen würden. G quittierte diese Feststellung mit einem Lächeln und seinem nahezu fabrikneuen Mobilfunkgerät, dessen Ablichtfunktion tatsächlich höherwertig zu sein schien, obgleich meine eigene Kamera dadurch keineswegs ersetzbar wird.
Die Heimreise, die wir nun, da der Nieselregen nicht innezuhalten gedachte und ein zunehmendes Frösteln unsere Leiber überzog, auf klammen Sätteln antraten, barg die Trennung und die Sicherheit des baldigen Wiedersehens in sich und mündete in eine Halbextase, als ich mit von auf meinen Brillenträgern niedergesetzten Regenschleiern halbblind durch den düsteren Park raste, hoffend, trotzdem jeglichen Hindernissen aus dem Wege fahren zu können.
Ich genoß den Geruch des aufkommenden Herbstes, die kühle Feuchtigkeit der Luft, die sich um mein Antlitz legte, genoß es, die fortschleichende Wärme, das Weichen des Sommers zu betrauern. In Gedanken stahl ich mich zu meiner Mitbewohnerin, die sich in wenigen Stunden auf die Reise in die Sonne begeben und mit geschlossenen Augen wohlige Wärme auf bräunender Haut verspüren würde.
Und zugleich lachte ich innerlich, als ich durch die kühlen Nieselnebelschwaden zischte, den Geruch der Bäume, des Regens inhalierte und wohligen Bewußtseins war, mich ausgeglichen, mich wohl zu fühlen, jetzt, hier, in diesem kostbaren Augenblick.