„Ihre Fahrkarten bitte.“
Gerade hatte ich meine Schuhe von dem sich gegenüber befindlichen Sitz heruntergnommen und war aufgestanden, um in meiner Jacke nach einem Kugelschreiber zu suchen, als mir die vertraute Aufforderung ans Ohr drang. Die Kontrolle bestand diesmal aus zwei Personen, aus einem jungen Mann, der eifrig alle vorgezeigten Fahrkarten einer gründlichen Kontrolle unterzog, und aus einer nicht wesentlich älteren Frau, die ihm wie ein wohlerzogenenes Schoßhündchen wortlos hinterhertrottete.
Mein Billet hielt der Kontrolle stand, wurde abgestempelt. Er verließ das Abteil; sie trottete gehorsam nach.
Nicht einmal zwanzig Minuten später nahten die beiden Zugbegleiter erneut. Hastig nahm ich meine Schuhe vom Sitz, um potentiellen Ärger zu vermeiden. Der junge Kontrolleur sah mich mißtrauisch an:
„Hatte ich Ihre Fahrkarte schon gesehen?“
„Ja.“, antwortete ich, einigermaßen unschuldig blickend.
„Wo wollen Sie denn hin?“
„Nach Magdeburg.“
„Kann ich die Fahrkarte trotzdem nochmal sehen?“
„Na klar.“
Ich stand auf, kramte sie heraus. Er warf einen flüchtigen Blick auf das bereits abgestempelte Stück Papier, bedankte sich artig und ging, gefolgt von seiner Kollegin.
Die hinter mir Sitzende machte sich bemerkbar:
„Da sind die schon zu zweit und wollen die Fahrkarte trotzdem nochmal sehen.“
Ich zuckte mit den Schultern. Sie ließ jedoch nicht locker:
„Sehr ungewöhnlich.“
„Macht nichts,“ entgegnete ich und lächelte.
Es machte tatsächlich nichts.
Doch sie hatte sich bereits in Rage geredet, wollte nicht länger schweigen:
„Zwei Mal kontrollieren. Das machen sie bei den Ausländern nicht!“
Was sollte das schon wieder heißen?, fragte ich mich und versteckte mich hinter meinem Buch.