Gerade stellte ich ernüchtert fest, daß mein neuwertiger mp3-Player mir den Dienst versagte, als auch schon drei Jugendliche in die Bahn einstiegen und beschlossen, den verbleibenden Viererplatz [den anderen hatte ich in Beschlag genommen] meines Abteils zu beziehen. Die drei, zwei weibliche und ein männliches Wesen, erweckten keinen angenehmen ersten Eindruck, nicht zuletzt weil sie mit den kalten Rauch ihrer soeben hastig konsumierten Zigaretten meine Atemluft verunzierten. Automatisch ordnete ich sie in die Proll-Fraktion ein. Buffalos, Gürteltaschen, schwarzgefärbtes Haar und unnatürlich gebräunte Gesichtshaut boten genug Indizien.
Ich versuchte zu lesen, doch ihre Stimmen drangen an mein Ohr, verseuchten den akustischen Nahbereich mit unglaublich leerem, inhaltslosem Dahergerede, mit plumpen, humorbefreiten Wortwitzen, mit ausgelutschten Fernsehzitaten und beeindruckend dummem Gelächter.
Den Höhepunkt ihres Konversationsimitats bildete folgende, vom maskulinen Pseudowitzbold ausgestoßene Weisheit:
Frauen wollen Blumen.
Jedoch glauben sie sofort, wenn sie mit Blumen beschenkt werden, daß der Schenkende etwas ausgefressen habe.
Bevor ich den anzweifelnd-kritischen Stimmen in meinem Kopf nachgehen konnte, folgte eine verdeutlichende Anektdote aus dem scheinbar ereignisreichen Leben des beeindruckend beleibten Mädels, ein faszinierender, sich unablässig im Kreis drehender Dialog:
< Ey, … [beliebigen Namen einsetzen] hat mir och neulich Blum‘ geschenkt.
Ich so: „Warum schenkstn mir Blum‘?“
„Wieso?“
Ich so: „Na, haste was ausgefressn?“
„Wieso?“
Ich so: „Na, warum schenkstn mir Blum‘?“
„Na, nur so.“
Ich so: „Das globste ja selber nich!“ >
Selten sehnte ich mich so sehr nach einem funktionstüchtigen Musikabspielgerät.