Mit bedenklichem Fahrradreifenluftdefizit und nur wenigen bis zum Treffzeitpunkt verbleibenden Minuten raste ich durch die Straßen, hinein in den eisigen Gegenwind. Wie ein Pfeil schoß ich voran, mein Gesicht als Wettersensor mißbrauchend. Kalter Regen peitschte mir entgegen, ließ mich zittern, doch nicht zögern. Hagelkörner prasselten mir lieblos entgegen. Ich verbarg die Hände in den weiten Ärmeln der wollenen Jacke, trat in die Pedalen, als könnte mich nichts und niemand aufhalten. Das schien selbst die Polizei zu spüren und ließ davon ab, mein lichtloses Vorbeisausen zu ahnden. Geschickt schlängelte schlängelte ich mich durch Menschenmassen hindurch, kurvte halsbrecherisch unbelebte Schleichwege entlang. Wieder und wieder riß mir der beißende Winterwind die Kapuze vom Schädel, beraubte mich der Möglichkeit, mich lächerlich zu machen. Die letzten Meter raste ich durch den Matsch, wirbelte dreckig-braune Schlammmassen in die Höhe. Es war mir egal; ich war pünktlich.
Mit stolzer Miene schwang ich mich vom Rad, schloß es an, rannte die Treppen hinauf bis in die vierte Etage. Atemlos keuchend klopte ich an die Tür, öffnete sie. „Ich habe gerade zu tun.“, entschuldigte sich meine Verabredung.
„Kommen Sie bitte in ner Stunde wieder.“